Laurenzikirtag Haringsee – Musik und Gemeinschaft Hand in Hand
Als ich zu Mittag in Haringsee eintreffe, pulsiert das Fest schon längst. Zwischen Volksschule und Feuerwehr ist kaum ein Platz mehr frei, der Duft von Gegrilltem hängt in der Sommerluft, und auf der Bühne spielt der Musikverein Haringsee mit einer Energie, die ansteckt. 100 % Musik aus der Gemeinde, das ist hier nicht nur ein Motto, sondern spürbare Wirklichkeit.
Ich bahne mir meinen Weg durch die gut gelaunte Menge, überall wird gelacht, geplaudert, gegessen. Am Rand des Platzes treffe ich mich Marlene Nagl zum Plaudern. Sie ist Medienreferentin, Klarinettistin und seit 15 Jahren fixer Teil des Musikvereins Haringsee. „Heute ist so ein Tag, an dem man spürt, warum man monatelang vorbereitet“, sagt sie, während sie das Geschehen am Platz immer im Auge behält.
Jung und Alt im Gleichklang
Der MVH zählt derzeit rund 35 aktive Musikerinnen und Musiker und zwei Jugendorchester mit rund 20 Mitgliedern. Das Ziel: Generationen verbinden, nicht nur Lücken füllen. „Die Erfahrenen nehmen Rücksicht auf die Jungen – und die Jungen lernen, Verantwortung zu übernehmen“, erklärt Marlene. Wie auch bei der PolkaParty am Nachmittag, denn wenn in kleiner Besetzung gespielt wird, trägt jede und jeder Verantwortung für den Gesamtsound.

Die Stärke der Frauen im Musikverein
Zwischen den Auftritten fallen sie sofort ins Auge: die Marketenderinnen – Elisabeth, Katharina sowie die beiden in Ausbildung stehenden Sophie und Annika.
Seit letztem Jahr tragen sie, wie auch die Musikerinnen des MVH, neue Dirndl, eigens entworfen von Constanze Kurz, Hanna Trachten. Die Farben, perfekt abgestimmt auf die Vereinstracht – und ein Symbol für Zusammenhalt.
Marlene betont: „Unsere Marketenderinnen sind weit mehr als nur ‚fesche Frauen‘. Sie repräsentieren den Verein, organisieren mit, unterstützen, halten Kontakte. Sie sind Teil der musikalischen Familie – und genauso stark wie jede Musikerin bei uns.“
Denn die Frauen im MVH – ob mit Klarinette, Flöte, Trompete oder als Marketenderin – prägen das Bild des Vereins stark mit. Sie stehen auf der Bühne, im Hintergrund und mitten im Geschehen. „Wir wollen zeigen, dass Musikvereine heute Orte sind, an denen alle willkommen sind – ohne Klischees“, so Marlene.

Ein Fest, das von vielen Schultern getragen wird
Dass hier alles wie am Schnürchen läuft, ist kein Zufall. Fünf Monate Vorbereitung stecken hinter dem Laurenzikirtag – und in den letzten vier Tagen vor dem Fest ist fast rund um die Uhr jemand vor Ort. Am Tag des Geschehens sorgt Wirt Wernhart-Langer für die Kulinarik, die Feuerwehr fürs Ausschenken, und der Musikverein selbst hält alle organisatorischen Fäden in der Hand.
Am Nachmittag füllt sich der Platz immer mehr. Menschen aus Haringsee und den umliegenden Gemeinden genießen die Musik, Musikkolleginnen und -kollegen aus dem Umkreis kommen auf Besuch, Kinder laufen zwischen den Tischen umher, alte Bekannte plaudern angeregt. Als später das Tanzorchester aufspielt, ist klar: Dieser Kirtag ist mehr als nur ein Fest. Er ist ein Stück gelebte Dorfgemeinschaft – mit einem starken Takt, der aus der Mitte des Vereins kommt.
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