Ein kleiner Fisch mit großer Wirkung – Rettungsaktion für den Schlammpeitzger in den March-Thaya-Auen

Wenn man ihn zum ersten Mal sieht, würde man ihn vielleicht gar nicht beachten: unscheinbar, bräunlich gefärbt, kaum größer als eine Hand. Und doch trägt der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) ein Überlebensarsenal in sich, das ihn zu einem der erstaunlichsten Bewohner unserer heimischen Gewässer macht.

Er schluckt Luft, kann den Sauerstoff über den Darm aufnehmen und stößt die verbrauchte Atemluft über den Anus wieder aus – eine Eigenheit, die ihm im Volksmund den kuriosen Namen „Furzgrundel“ eingebracht hat. Wenn Teiche zufrieren oder austrocknen, verschwindet er tief im Schlamm und überlebt dort wochen- bis monatelang. Ein Fisch, den man für unverwüstlich halten könnte – und der trotzdem in Österreich als vom Aussterben bedroht gilt.

Ein Lebensraum verschwindet

Sein Rückgang hat nichts mit mangelnder Anpassungsfähigkeit zu tun, sondern mit uns: Verbauungen, Verlandungen und der Verlust naturnaher Auengewässer nehmen ihm seine Rückzugsräume. Nur in den March-Thaya-Auen existieren heute noch stabile Vorkommen. Doch auch hier braucht er dringend Unterstützung.

Hilfe aus Hohenau

Genau darum kümmert sich der Verein AURING gemeinsam mit dem Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf sowie der Gemeinde Hohenau. In einem historischen Grabensystem wird seit diesem Jahr aufwendig revitalisiert:

  • Acht Dammbalken halten künftig das Wasser länger zurück.
  • 350 Meter alter Grabenverbindungen wurden reaktiviert, damit der kleine Wanderer neue Wege findet.
  • Vier verlandete Flachwasserbereiche sind wieder freigelegt und dienen als Laichplätze.

Das Ergebnis: neue Kleingewässer, die nicht nur den Schlammpeitzger retten, sondern Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten schaffen – vom Libellenlarven bis zu seltenen Amphibien.

Kleine Fische, große Botschaft

Am 19. September war es dann soweit: Junge Schlammpeitzger, im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität Innsbruck gezogen, wurden in einem renaturierten Abschnitt der Thaya ausgesetzt. Ein symbolträchtiger Moment, der zeigt, dass Schutz im Kleinen Großes bewirken kann.

Und vielleicht wird dieser kaum bekannte Überlebenskünstler bald auch die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient: Der Schlammpeitzger kandidiert für den Titel „Fisch des Jahres 2026“.

👉 Hier könnt ihr für ihn abstimmen:
www.fisch-des-jahres.info/Wahl

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