„kaspua2025“: Stockeraus Straßentheater als Spiegel der Menschlichkeit

Die Straßen von Stockerau wurden vom 13. bis 21. September wieder zur Bühne – und das Publikum war mittendrin. Mit „kaspua2025“ setzte das Straßentheater heuer auf eine Mischung aus Satire, Symbolkraft und einer ordentlichen Portion Schmäh – und lag damit goldrichtig.

Rund 1500 Besucherinnen und Besucher ließen sich von der turbulenten Handlung auf den schönsten Plätzen der Stadt mitreißen. Mal herzhaft komisch, mal bitter ernst: Das Stück spannte den Bogen von großen geopolitischen Fragen bis hin zu den kleinen Absurditäten im Stockerauer Alltag. Das Ergebnis: eine satirische Melange, die in ihrem Kern ein starkes Plädoyer für die bedrohte Menschlichkeit war.

„Die vom Wahnsinn verfolgte Menschlichkeit“ – so könnte man die Essenz der Aufführung zusammenfassen. Eindrucksvoll zeigte das Autor:innenteam (Eva Kronberger, Valerie Berger, Christiane Hangel, Monika Havel und Richard Maynau), wie das Leben durch tausend kleine Risse und Löcher aus den Fugen geraten kann. Das Bild der „tausend Löcher in der Au“ wurde dabei zu einer mächtigen Metapher für zerstörerische Kräfte, die Lebensfreude und friedliches Miteinander bedrohen.

Regisseur Richard Maynau führte das spielfreudige Ensemble mit sicherer Hand durch diese vielschichtige Inszenierung, die Tiefgang mit Witz verband. Dank pointierter Dialoge, überraschender Wendungen und szenischer Brillanz blieb kein Platz unbespielt und kein Zuschauer unberührt.

Und gespielt wurde reichlich: Von Wetti Schwatzinger (Valerie Berger) und Betti Staubinger (Eva Kronberger), die als Raumpflegerinnen das Chaos im Griff zu haben schienen, über den Altbürgermeister Schwammerl (Erwin Wögenstein) bis hin zum wunderbar absurden Prof. Dr. Ronald Wahnsinneck (Christiane Hangel). Bürgermeisterin Vogerl (Michaela Gamrith) versuchte Ordnung zu halten, während Schwester Mortika (Lisi Flamisch), Pfarrer Jilek und ein quirliger Mix aus Polizisten, Demonstrantinnen, Försterin, Ministrant und Pressefrau das Bild komplettierten.

Auch musikalisch war „kaspua2025“ ein Genuss: Erwin Litscher, Julius Eiweck und Christa Wickenhauser sorgten für die passenden Töne, während das Backstage- und Technikteam im Hintergrund dafür sorgte, dass auf der Bühne alles glänzte.

Fazit: „kaspua2025“ war nicht nur Theater, sondern eine Einladung zum Nachdenken – verpackt in Humor, Symbolkraft und Lokalkolorit. Ein Stück, das den Nerv der Zeit traf und einmal mehr bewies, dass Straßentheater in Stockerau mehr ist als Unterhaltung: Es ist lebendiger Spiegel unserer Gesellschaft.

Fotos: Christian Gennari

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