Die Welt der Riesenvögel 

Sie ist ein Phantom der Felder: braun, unförmig, kaum auszumachen im Ackermeer. Und doch erhebt sich hinter dieser Tarnung eine der größten flugfähigen Vogelarten der Welt, mit einer Flügelspannweite von fast zweieinhalb Metern. Die Großtrappe – vom Aussterben bedroht, auf der Roten Liste geführt – zieht dank engagierter Schutzprogramme langsam wieder ihre Kreise über Österreich. 

Großtrappen sind vor dem Aussterben bedroht. © Franz Kovacs

Zugvögel sind sie nicht, die Großtrappen. „Standorttreu“ heißt das im Fachjargon. Etwa 600 Tiere leben heute in Ostösterreich. Ihr Zentrum: das Nordburgenland bei Andau, das österreichische Trappenparadies. Doch auch im Marchfeld und bei Sitzendorf im Bezirk Hollabrunn haben sie sich angesiedelt. Und immer öfter werden sie auch anderswo gesichtet. „Wir wissen, dass Großtrappen unter anderem bei Bockfließ, Deutsch-Wagram, Süßenbrunn und Sulz beobachtet wurden“, erzählt Rainer Raab. Der Ornithologe kennt die Vögel seit Jahrzehnten – und koordiniert seit über 20 Jahren die Schutzprogramme, die ihrer Rückkehr den Weg bereiten. 

Ornithologe Rainer Raab © Franz Kovacs
Ornithologe Rainer Raab © Franz Kovacs

„Ein paar Tausend Stunden meines Lebens habe ich jedenfalls schon mit dem Beobachten unserer Großtrappen verbracht“, sagt er mit einem Schmunzeln. Und tatsächlich: Trotz ihrer imposanten Größe sind die Vögel für ungeübte Augen fast unsichtbar. Ihr braunes Gefieder verschmilzt so perfekt mit der Ackerlandschaft, dass selbst erfahrene Beobachter manchmal genauer hinschauen müssen. 

Balzender Hahn und seine Auserwählte. © Franz Kovacs
Balzender Hahn und seine Auserwählte. © Franz Kovacs

Gemeinsam mit mehr als 50 Partnern ist es Raab im Rahmen der Life Great Bustard“-Projekte gelungen, die Population in Ostösterreich nicht nur zu stabilisieren, sondern sogar zu vergrößern – ein weltweit einzigartiger Erfolg. Denn die Herausforderungen sind immens: Intensive Landwirtschaft und der Klimawandel nehmen den Vögeln ihren Lebensraum, ihre Nahrung und ihre Rückzugsorte. Großtrappen ernähren sich von Pflanzen, Samen und Insekten – und haben dabei ihre Vorlieben. „Besonders gern fressen sie Raps“, erzählt Raab. 

Keine Vegetarier: 1000 Insekten fressen Küken. © Franz Kovacs

Für den Nachwuchs ist die Lage noch heikler: Ein einziges Küken braucht rund 1000 Insekten am Tag. „Wenn man sich vorstellt, was eine Henne mit zwei Küken an Insekten zusammentragen muss, dann ist schnell klar, wie dramatisch sich der Einsatz von Insektiziden in der konventionellen Landwirtschaft auswirkt“, erklärt der Ornithologe, der auf Zusammenarbeit mit den Bauern setzt. Wo Bio-Landwirtschaft betrieben wird und ausreichend Brachen und Blühflächen vorhanden sind, fühlt sich auch die Trappe wohl. 

Schönheit zählt

Wer außerhalb der Brutgebiete – etwa rund um Wolkersdorf – eine Großtrappe entdeckt, hat es fast sicher mit einem Hahn zu tun. Denn die Vögel benehmen sich, wie Raab schmunzelnd erklärt, „ein wenig skurril, fast wie Säugetiere“. Junge Hähne vagabundieren umher, auf der Suche nach einem eigenen Revier. Dreimal so groß wie die Hennen, bis zu 18 Kilo schwer, überlassen sie die Brutpflege vollständig den Weibchen. „Die Hähne müssen nur schön sein“, sagt Raab lachend. Und selbst das ist harte Arbeit: Manche Männchen umwerben erfolgreich jedes Weibchen – andere gehen ihr ganzes Vogelleben leer aus. 

Großtrappe Henne und 2 Junge Küken, Haringsee

Während in Österreich Erfolge gefeiert werden, schrumpfen die Bestände weltweit dramatisch: Innerhalb von elf Jahren ist die Zahl der Großtrappen um zwei Drittel zurückgegangen. Dabei leben sie nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Indien, Australien und Teilen Afrikas – nur der amerikanische Kontinent ist trappenfreie Zone. Am 1. September 2025 startete das vierte große Schutzprojekt, das Rainer Raab koordiniert, das bisher umfassendste. Erstmals wird auch die Zwergtrappe einbezogen. 25 Millionen Euro an EU-Mitteln stehen zur Verfügung, siebeneinhalb Jahre lang wird man mit 30 internationalen Partnern forschen und arbeiten. 

Voraussicht fehlt 

Welche Maßnahmen wirksam sind, weiß Raab aus Erfahrung, denn das österreichisch-ungarische Projekt von 2017 bis 2024 hat gezeigt, was funktioniert: Stromleitungen unter die Erde zu verlegen. Trappen sind keine Greifvögel: Ihre Augen sitzen seitlich am Kopf, sie nehmen Gefahren von allen Seiten wahr – nur nicht das Hindernis direkt vor ihrem Schnabel. Immer wieder verenden Tiere an Leitungen. Windräder hingegen sind kaum ein Problem, weil die Vögel in niedriger Flughöhe unterhalb der Rotorblätter bleiben. 

Ein Großtrappen-Hahn. © Franz Kovacs

Über 4.500 Trappen hat Raab im Laufe seiner Projekte mit Sendern ausgestattet. Jeder Verlust trifft ihn – emotional und finanziell. „Ein Tier kostet mich vom Schlüpfen bis zu seinem Tod rund 10.000 Euro, und in vielen Projekten steckt auch privates Geld von mir“, sagt er. Doch die Mühen lohnen sich für den Biologen: „Ich möchte die Tiere verstehen, möchte sehen, wie sie auf Extremsituationen reagieren. Das treibt mich an.“ Für diese Leidenschaft reist er den Großvögeln sogar bis nach Indien nach – dorthin, wo die „Great Indian Bustard“ lebt. 

Vogelbeobachtung

Der “Trappenturm Roseldorf” bei Sitzendorf im Bezirk Hollabrunn bietet die Möglichkeit, mit ein bisschen Glück die imposanten Großvögel zu beobachten. Der Aussichtsturm wurde im Jahr 2013 eröffnet. 

Vogelschutz

Rainer Raab © Franz Kovacs

Im Rahmen verschiedener Projekte, z.B. LIFE Großtrappe, LIFE EUROKITE, hat die TB Raab GmbH in Deutsch-Wagram vollen Zugang zu allen Daten dieser Vögel: Darunter sind über 3.000 besenderte Rotmilane (seit 2013), 98 Schwarzmilane (seit 2014), 83 Kaiseradler (seit 2016), 80 Seeadler (seit 2015), 73 Großtrappen (seit 2017), 53 Wespenbussard (seit 2016) und 22 Fischadler (seit 2019). Seit 17. September 2022 ist Mag. Dr. Rainer Raab geschäftsführender Gesellschafter der TB Raab GmbH.

www.tbraab.at

Die ganze Story findet ihr auch im druckfrischen Magazin: Wolkersdorfer Regionsjournal 3/25

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