Lästerlieder, Lebensweisheiten und ein bisserl Liebe 

Das Musikkabarett-Duo Jimmy Schlager und Chris Heller im Gespräch. 

Seit Jahren sind sie das perfekte Paar. Sie verstehen einander blind, lästern über ihre Outfits, kennen ihre Marotten, machen gemeinsam Urlaub, teilen nicht das Bett und – sie streiten nicht. Chris Heller und Jimmy Schlager. Musiker, Kabarettisten, Entertainer und kongeniale Bühnenpartner. 

Mit “Lästerlieder” treten Chris Heller und Jimmy Schlager auf “Weltweit zumindest in Österreich”, sagt Jimmy. Er ist die Rampensau des Duos, während Chris – die schönste Band der Welt (O-Ton Jimmy) – weniger redet, dafür umso mehr lacht. Ein Interview aus dem Backstagebereich. 30 Minuten vor dem Auftritt. 

Chris Heller und Jimmy Schlager im Theater Forum Schwechat. @ U. Potmesil

Jimmy: “Das passt jetzt gut, sonst sitzen wir eh nur fad herum. Ich könnte jetzt maximal meine Fanpost lesen. Davon kriege ich jedenfalls mehr als Chris.”  

Chris: “Aber nur, weil niemand meine E-Mail-Adresse kennt.“ 

Jimmy: “Dafür schreiben mir die Leute, sie finden es so liab, dass der Chris bei meinen abgedroschenen Witzen nach Jahren immer noch herzlich lachen kann.”  

Chris: “Das ist die Gnade der Demenz, ich bin jeden Abend von neuem begeistert.” 

Jimmy: “Sein Lachen erinnert mich ein bisschen an das Röhren von einem Hirsch, ich sag ihm eh, er soll nicht dauernd ins Mikro lachen. Seine Autobiografie würde auf jeden Fall den Titel haben: Mein Lachen, der Brunftschrei.” 

Chris: “Aber das Publikum hat sich noch nie beschwert. Außerdem kann man mit einem blöden Schmäh jede Panne retten.” 

Jimmy: “Ich schiebe die Pannen grundsätzliche auf ihn, so komm’ ich am einfachsten aus peinlichen Situationen auf der Bühne ‘raus.” 

Chris: “Fehler verheimlichen geht eh nicht, wir setzen uns lieber auf die Peinlichkeiten d’rauf und ziehen das gnadenlos durch.” 

Jimmy: “Stimmt. Manches Mal biegt der Chris bei einer Nummer falsch ab und kommt da einfach nicht mehr raus. Aber es gibt Situationen, da müssen wir den Reset-Knopf drücken. Im Orpheum Wien war das Klavier bei der Probe transponiert und wir haben vergessen, die Tonart einzustellen. Der erste Ton vom ersten Lied war gleich mal komplett falsch, blöderweise war das noch dazu ein Premierenabend. Also haben wir nochmals begonnen. Wieder falsch. Wir haben dann dem Publikum mitgeteilt, dass wir jetzt von der Bühne abgehen und nochmals auftreten. Dann hat’s endlich geklappt.” 

Chris: “Wir wollen ja das Publikum nicht unnötig quälen.” 

Jimmy: “Maximal ein bisschen sekkieren. Aber letztendlich sollen die Leute mit einem leiwanden Gefühl nach Hause gehen. Und ein paar von unseren Lebensweisheiten geben wir im besten Fall auch noch mit.” 

Chris: “Das funktioniert super, weil Chris den Leuten in der Show immer das Gefühl gibt, dass er der ‘Depperte’ ist.” 

Jimmy: “Stimmt. Außerdem ist so ein Abend auf der Bühne wirklich anstrengend.” 

Chris: “Vor allem in unserem Alter.” 

Jimmy: “Wie Rockstars fühlen wir uns nicht (mehr), das ist richtig. Aber da ist viel Energie auf der Bühne, wir müssen während der ganzen Show präsent sein, schließlich sind wir für den Abend komplett verantwortlich.” 

Chris: “Und der Schlussapplaus gibt nochmals einen Energieschub. Deswegen sitzen wir nach dem Auftritt immer noch kurz zusammen, weil wir so motiviert sind.” 

Schussapplaus beflügelt Jimmy Schlager und Chris Heller.

Jimmy: “Fad wird uns jedenfalls nie miteinander. Wir können auch drei Stunden im Auto sitzen und schweigen. Wie ein Ehepaar.” 

Chris: “Weil Chris manches Mal auf Österreichtournee Umwege fährt. Wenn zwischen zwei Auftritten nur zwei Stunden Fahrtzeit liegen, schauen wir uns halt bei der Gelegenheit die Umgebung an.” 

Jimmy: “Trotzdem haben wir noch nie einen Auftritt verpasst. Obwohl ich ein bisschen Probleme mit dem Lesen der Uhr habe. Ich verwechsle zum Beispiel sechs Uhr und 16 Uhr.” 

Chris: “Deshalb sind wir schon ein paarmal zwei Stunden zu früh zum Auftritt gekommen. Aber noch nie zu spät.” 

Jimmy: “Obwohl es einmal echt knapp war, da haben wir uns verfahren. Und der Chris hat damals noch eine Papier-Straßenkarte auf den Knien gehabt. Nachdem wir nicht mehr gewusst haben, wo wir sind, hat er seelenruhig gemeint: ‘Na gut, dann schau ich mal auf die Karte.’” 

Chris: “Aber gestritten haben wir nicht, wir streiten eigentlich nie, weil wir beide so diplomatisch sind.” 

Jimmy: “Der Chris ist überhaupt kein Streiter. Wenn komische Leute auftauchen, geht er einfach weg.” 

Chris: “Deswegen klappen auch unsere gemeinsamen Urlaube hervorragend.” 

Jimmy: “Das funktioniert so gut, dass ich oft nicht zwischen Chris und meiner Frau unterscheiden kann.  Da weiß ich dann nicht, wem ich die neueste G’schicht schon erzählt hab. Ihm oder ihr.” 

Chris: “Aber auf getrennte Zimmer bestehen wir in den Hotels schon.” 

Jimmy: “Naja, manches Mal machen wir auch getrennt Urlaub. Zum Beispiel Südafrika. Ich wollte die Pinguine sehen, und als ich dann ganz nahe an ihnen dran war, habe ich mich panisch gefragt, ob die eigentlich für Menschen gefährlich sind. Heute weiß ich: sind sie nicht.” 

Chris: “Ich mache einmal im Jahr Urlaub auf den Kanarischen Inseln. Auf La Gomera – das gönn ich mir ohne den Jimmy. Das brauche ich für meinen Seelenfrieden.” 

Jimmy: “Eigentlich passt es derzeit genauso, wie es ist. Würde ich einen Lottogewinn machen, täte ich dasselbe machen wie bisher. Nur entspannter.” 

Chris: “Ein Lottogewinn wäre gefährlich, weil es passieren könnte, dass sich alles ganz schnell beim Tarockieren verliere. Für mein kleines Laster ist es besser, dass ich nicht Millionär bin.” 

Jimmy: “Finde ich auch besser, weil dann bleibt er so pflegeleicht, wie er ist. Sein einziger Spleen sind eigentlich die Äpfel, die er ständig mit sich im Auto mitführt.” 

Chris: “Ich bin total unkompliziert, solange Jimmy mich nicht zum Schuhkauf schleppen will.” 

Jimmy: “Hör auf! Wenn wir schon im Waldviertel sind, bietet sich das doch an. Ich kann ja nichts dafür, dass es keine schlichten schwarzen Schuhe gegeben hat. Und von den anderen 150 Schuhen, die zur Auswahl gestanden sind, wollte er kein einziges probieren. Stattdessen hat er seine Atemübungen gemacht.” 

Chris: “Die haben auch ein Geschäft in der Wiener Innenstadt. Vielleicht kauf ich mir doch noch solche Schuhe. Aber rote!” 

Jimmy: “Ja genau. Dieser Tag kommt nimmer. Zum Glück ist seine Zeit der peinlichen Outfits vorbei. Ich sage nur: Röcke.” 

Chris Heller in jungen Jahren in Wolkersdorf. © K. Farasin
Chris Heller in jungen Jahren in Wolkersdorf. © K. Farasin

Chris: “Das waren halt meine wilden Zeiten, mit Stirnband und langen Haaren und so weiter.” 

Jimmy: “Und ich war mal blond. Unglaublich. Dafür habe ich jetzt die bessere Frisur von uns beiden.” 

Chris: “Was auch keine Kunst ist. Ich habe keine Frisur, ich habe einfach Haare.” 

 

Zwei Minuten vor dem Auftritt gibt es noch einen schnellen Wordrap:

Improvisation ist … 
Chris: einfach notwendig. 
Jimmy: Leben. 

Der schlimmste Auftritt war … 
(unisono) vor Zehnjährigen in einer Mittelschule – die haben unseren Schmäh klarerweise nicht verstanden. 

Das Publikum darf nie … 
(unisono) reden. 

Wir kennen uns so lange, dass … 
Chris: i glaub, es ist die Ewigkeit. 

Nach dem Auftritt trinken wir … 
Chris: ja. 
Jimmy: Weißwein. 

Der andere ist … 
Chris: mein Lebenselixier. 
Jimmy: liebenswert-schrullig. 

Ruhm ist … 
Jimmy: aus Jamaica. Der beste Rum. 

Mein Lebensmotto ist … 
Chris: Spaß muss sein. 
Jimmy: Liebe. 

Info-Box

Mit dem aktuellen Programm “Lästerlieder” sind Jimmy Schlager und Chris Heller derzeit auf Österreich-Tournee. Das Motto des Duos lautet: Die schwierigsten Antworten auf die einfachsten Fragen geben. Pointierte Storys wechseln sich mit mitreißenden Songs ab und das Publikum wird durch die großen philosophischen Fragen ebenso wie durch komische Alltagssituationen geführt und mit entbehrlichen Figuren der Zeitgeschichte konfrontiert – gewürzt mit Weinviertler Schmäh und musikalischer Virtuosität. 

Das Interview fand im Theater Forum Schwechat statt. Die nächsten Auftritte des Duos sind vom 21- bis 23. November im GEA Zentrum Schrems und am 30.11. Im TiK Dornbirn. Ab 5. 12. Sind Jimmy Schlager und Chris Heller mit ihrem Adventprogramm “Klingelingeling” on tour. Alle Termine gibt’s auf der Webseite: www.jimmyschlager.at.

Fotos: Ulrike Potmesil

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