Das Citizen-Science-Projekt!
Durch die Krise vereint? Das obere Zayatal vor 7000 Jahren
Titelbild: © Julia Längauer
Ein grausames Ereignis vor rund 7.000 Jahren im heutigen nördlichen Weinviertel wirft bis heute viele Fragen auf: Wer waren die Menschen, die damals hier lebten? Wie war ihre Welt organisiert und was führte zu ihrem gewaltsamen Ende?
Antworten darauf sucht das Citizen-Science-Projekt „Durch die Krise vereint? Das obere Zayatal vor 7.000 Jahren“, dessen Ergebnisse am 12. November 2025 im MAMUZ Museum Mistelbach präsentiert wurden.
Vortragende und mit dabei waren Julia Längauer und Jakob Maurer (Universität für Weiterbildung Krems), Michael Schober (Montanuniversität Leoben), Maria Teschler-Nicola (Naturhistorisches Museum Wien), Franz Pieler (Landessammlungen Niederösterreich) und Ingrid Garschall (Citizen Scientist).



(3)Fotos © Regina Courtier
Auf Spurensuche im Weinviertel
Drei Jahre lang waren engagierte Bürgerinnen und Bürger, sogenannte Citizen Scientists, im nördlichen Weinviertel unterwegs. Gemeinsam mit Forschenden der Universität für Weiterbildung Krems und unterstützt von der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich, erkundeten sie die Umgebung jener berühmten steinzeitlichen Siedlung aus der Zeit um 5000 v. Chr. zwischen Asparn an der Zaya und Schletz, die offenbar durch ein gewaltsames Ereignis ausgelöscht wurde. Ein Massaker, das Archäologinnen und Archäologen bis heute beschäftigt.Rund 20 Freiwillige wurden eigens geschult, um Seite an Seite mit Wissenschaftlern der Montanuniversität Leoben, der BOKU, des Naturhistorischen Museums Wien und der Landessammlungen Niederösterreich zu forschen.
Ihr gemeinsames Ziel war und ist, den Menschen von damals näherzukommen, ihren Lebensumständen, ihren Beziehungen und ihrem tragischen Schicksal.



Eine Siedlung voller Rätsel
Die Fundstelle zwischen Asparn und Schletz gilt als einer der bedeutendsten Orte der Jungsteinzeit in Mitteleuropa. Bei Grabungen zwischen 1983 und 2005 wurden zahlreiche menschliche Überreste entdeckt, viele trugen Spuren von Gewalt. Alles deutet darauf hin, dass die Bewohner einem Angriff zum Opfer fielen.
Die Befestigungsanlage lässt vermuten, dass es sich um einen zentralen Ort handelte, vielleicht ein Zufluchtsort in Krisenzeiten für Menschen aus den umliegenden kleineren Dörfern. Genau diese kleineren Siedlungen standen bisher kaum im Fokus der Forschung, bis dieses Projekt sie nun ins Licht rückte.

Alte Spuren, neue Erkenntnisse
Dank großflächiger Feldbegehungen konnten die Citizen Scientists zahlreiche neue Fundstellen entdecken. Zusammen mit älteren Funden aus den Landessammlungen Niederösterreich entsteht so ein deutlich klareres Bild von über 300 Jahren frühneolithischer Geschichte im oberen Zayatal.
Neben den archäologischen Untersuchungen wurden auch neue anthropologische und chemische Analysen an den menschlichen Überresten durchgeführt.
Besonders spannend: Schüler der Mittelschule Asparn an der Zaya halfen dabei, Bodenproben für eine Isotopenkarte der Region zu entnehmen, eine Art geochemischer Fingerabdruck, der zeigt, woher die Menschen von Schletz ursprünglich stammten.
Information:
Das Projekt wurde in Kooperation mit der Universität für Weiterbildung Krems, der Montanuniversität Leoben, der BOKU University, dem Naturhistorischen Museum Wien, dem Schulzentrum Asparn/Zaya und den Landessammlungen Niederösterreich durchgeführt.
Du liest mit Begeisterung unsere Beiträge und möchtest einen Teil zu unserer Arbeit beitragen? Dann unterstütze uns hier.
Lest’s da auch noch rein!

Homo Tapir oder: Die leise Kunst, einen Einzelgänger zu zähmen
Ein Gespräch mit Autorin Regine Koth Afzelius in freier Wildbahn Haben Sie auch einen Tapir auf dem Sofa sitzen?[…]

Wie der Marchfelder Wind das Irrenhaus verhinderte – und der Barock überlebte
Kurt Farasin, ein Märchen aus Niederösterreich und die Wiederauferstehung von Schloss Hof. Was wäre, wenn in Schlosshof ein koreanisches[…]

Tradition trifft Kunst: Die Weihnachtskrippen im Schloss Wolkersdorf
Tradition trifft Kunst: Die Weihnachtskrippen im Schloss Wolkersdorf Alle Fotos © Regina Courtier – Die Obleute Johann Epp und[…]

No responses yet