Rossini, Rollentausch und große Gefühle: Kirchstetten feiert 10 Jahre Belcanto

Mit Gioachino Rossinis L’occasione fa il ladro eröffnete das KlassikFestival Schloss Kirchstetten am 30. Juli 2025 seine diesjährige Opernsaison – und setzte damit zugleich ein kleines Jubiläum in Szene: Seit zehn Jahren widmet sich das Festival dem italienischen Belcanto. Der Auftaktabend im historischen Maulpertsch-Saal hatte somit gleich doppelt Anlass zur Feier – musikalisch wie geschichtlich.

Wo Rossini auf Western trifft

„Gelegenheit macht Diebe“, lautet der doppeldeutige Titel von Rossinis spritziger Verwechslungskomödie, die in Kirchstetten selten gespielte Belcanto-Perlen auf die Bühne bringt. Und genau das geschah – mit Esprit, Witz und einer bemerkenswerten Portion Theatralik. Unter der Regie von Richard Panzenböck verwandelte sich der intime Maulpertsch-Saal in eine Bühne zwischen Wildem Westen und Film Noir. Koffer wurden vertauscht, Identitäten missverstanden, und die Liebe – wie so oft in der Oper – nahm verschlungene Wege.

Mitten im Getümmel glänzten die Sängerinnen und Sänger: Ana Cvetkovic als Berenice, Marco Trespioli als Conte Alberto, Emilio Marcucci als Don Parmenione – sie alle machten die feine Linie zwischen Humor und Emotion spürbar. Begleitet wurden sie von den Virtuosi Brunenses unter der Leitung von Hooman Khalatbari, der Rossinis musikalischen Charme mit Schwung und Feingefühl entfaltete.

Nur wenige Zentimeter vom Publikum entfernt entspann sich ein Opernerlebnis, wie es wohl nur dieser Ort bieten kann: unmittelbar, greifbar und ganz nah an der Musik. Kein Wunder, dass sich auch Gäste wie Karl Wilfing, Gerlinde Draxler und Jiří Partyka von der besonderen Atmosphäre Kirchstettens anstecken ließen.

Ein Jahrzehnt im Zeichen des Belcanto

Vor genau zehn Jahren entschied sich Intendant Stephan Gartner, Kirchstetten stärker auf das Belcanto-Repertoire auszurichten. Damals noch ein mutiger Schritt, heute ein Markenzeichen. Was mit Donizettis L’elisir d’amore begann, wurde zur künstlerischen Handschrift: Rossini, Bellini, Donizetti – Namen, die für eine Musik stehen, die sich durch Leichtigkeit, Virtuosität und emotionale Tiefe auszeichnet. Alles Eigenschaften, die im kleinen, akustisch herausragenden Maulpertsch-Saal besonders gut zur Geltung kommen.

„Belcanto braucht Nähe“, betont Gartner – und die bietet Kirchstetten in einer Weise, die große Häuser kaum leisten können. Oper hier bedeutet nicht nur Kulturgenuss, sondern auch das Gefühl, mittendrin zu sein.

Der Sommer geht weiter – mit Chor und Rock

Nach der Oper ist vor dem Konzert: Am 13. August füllt Klassik unter Sternen den barocken Ehrenhof des Schlosses mit gewaltigen Opernchören. 140 Mitwirkende bringen Werke von Verdi bis Smetana auf die Bühne – darunter auch den berühmten Gefangenenchor aus Nabucco.

Und nur zwei Tage später, am 15. August, wird es laut: Symphonic Rock kehrt nach einjähriger Pause zurück – samt Special Guest Eric Papilaya. Wenn Rockband auf Symphonieorchester trifft, bebt Kirchstetten im Takt von Welthits und klassischen Themen. Ein energiegeladenes Finale für ein Festival, das seit Jahrzehnten zeigt, wie vielseitig klassische Musik sein kann.

Fotos: Patrick Piller

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